Verständnis Praxisforschung

Praxisforschung für den Ökologischen Landbau

 

Der Ökologische Landbau wurde von Pionieren durch praktische Forschung aufgebaut. In den folgenden Jahrzehnten wurde er in einem engen Zusammenspiel von Forschung, Beratung und Praxis weiterentwickelt.  Auch heute ist für die Entwicklung des Ökologischen Landbaus eine Unterstützung durch die Forschung unabdingbar. Forschungsthemen sollten dabei im Zusammenwirken von Wissenschaft und Praxis definiert und bearbeitet werden. Damit die Praxisforschung für den Ökologischen Landbau so weiterentwickelt werden kann, dass sie den Ökolandbau fördert und es allen Akteuren ermöglicht ihn mitzugestalten, sind angemessene Strukturen und Initiativen notwendig.  Diese Homepage bietet diesen Praxisforschungsinitiativen aber auch einzelnen interessierten Landwirten, Beratern und Forschern eine Plattform um sich zu vernetzen und ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

In der Praxisforschung sitzt der Landwirt am Steuer

 

Praxisforschung für den Ökologischen Landbau, kurz Öko-Praxisforschung, lehnt sich, von ihrem Verständnis her, an das aus dem englischen Sprachgebrauch bekannte Konzept des „On-Farm-Research“ an. An der Praxisforschung sind Landwirte bzw. Verarbeiter und deren Betriebe sowie der Berater aktiv beteiligt und gestalten Fragen und Inhalte mit. Dies ist der wesentliche Unterschied zur praxisorientierten Forschung. Der Praktiker ist aktiv Handelnder und nicht nur Forschungsobjekt oder Datenlieferant. Je nach Forschungsgegenstand kann die Beteiligung des Praktikers und seines Betriebes in der Art und Intensität variieren, sie geht aber immer über eine bloße Bereitstellung von Daten, Anbauflächen, Tieren etc. hinaus.

Zusammenarbeit auf Augenhöhe

 

In der Öko-Praxisforschung arbeiten Landwirte bzw. Verarbeiter und deren Berater idealerweise mit Wissenschaftlern partnerschaftlich und gemeinsam an Verbesserungen und Lösungen von Problemen. Je nach Fragestellung und Forschungsgegenstand können auch Landwirte bzw. Verarbeiter und deren Berater ohne Beteiligung von Wissenschaftlern Praxisforschung durchführen. In der Regel ist die Beratung ein wichtiges Bindeglied zwischen Praxis und Wissenschaft.

Erkenntnisgewinn und Kommunikation als integrale Bestandteile

Mithilfe von Praxisforschung soll zum einen die Frage geklärt werden: „Funktioniert das Erforschte in der Praxis? Welche Anpassungen an die Praxis sind ggf. nötig?“. Zum anderen können auch Anwendungen, Verfahren und Ideen aus der Praxis an die Forschung herangetragen werden, mit der Frage „Funktioniert es grundsätzlich auch unabhängig vom jeweiligen Betrieb?“. Praxisforschung bezieht, anders als Laborversuche oder Exaktversuche auf dem Feld, das gesamte betriebliche System ein und nicht nur einzelne Faktoren. Sie liefert so direkt anwendbare, unter Praxisbedingungen gewonnene Erkenntnisse für landwirtschaftliche Betriebe. Praxisforschung verbindet das Wissen von Forscher, Landwirt, Verarbeiter und Berater und hat somit ein hohes Potenzial realistische Lösungsstrategien zu entwickeln. So wird auch der Wissenstransfer effektiv und effizient gestaltet: denn durch die Einbindung aller Akteure ist sichergestellt, dass die wesentlichen Akteure und Multiplikatoren das Wissen durch die gemeinsame Arbeit bereits erworben haben.

Forschung mit angemessener Methodik

 

Entscheidend für das Gelingen von Praxisforschung ist eine angemessene Methodik und Ergebnissicherung, die es durch geeignete, in der Praxis leicht anwendbare Werkzeuge zu unterstützen gilt. In der Praxisforschung werden bewährte Materialien und Unterlagen, z. B. zu Versuchsdesign und Auswertung, erarbeitet und zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse können auf diese Weise anderen Interessierten verfügbar gemacht werden.

Praxisforschung ergänzt wissenschaftlich ausgerichtete Forschung

 

Die Qualität der Forschung misst sich an den Ergebnissen und dem Erkenntnisgewinn. Praxisforschung wird entsprechend nicht als Ersatz für Grundlagen- oder angewandte Forschung z. B. an Universitäten oder Forschungsinstituten angesehen, sondern als sinnvolle und notwendige Ergänzung, die den Wissenstransfer in beide Richtungen intensiviert. Sie muss dementsprechend auch so sorgfältig durchgeführt werden, dass relevante Erkenntnisse entstehen und gesichert werden können. Damit dies gelingt, ist eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten in einem funktionierenden Netzwerk wichtig.

Neue Forschungsfragen als Resultat des Kommunikationsprozesses zwischen Praxis und Forschung

 

In diesem Konzept sind Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie die kritische Reflexion unter Beteiligung aller Akteure integraler Bestandteil der Forschung. Die Praxis ist dabei zugleich Initiatorin bzw. Mitgestalterin der Forschungsarbeiten, wie auch Adressatin der Ergebnisse. So können aus den stattfindenden Forschungen direkt im Dialogprozess neue Forschungsfragen und -themen generiert werden.